Der Historiker Professor Dr. Winfried Schulze stellt sein neues Buchprojekt vor. Er erzählt die Geschichte eines deutschen Juristen im 20. Jahrhundert. Der Gegner des Nationalsozialismus wird leitender Mitarbeiter im Personalbereich der IG Farben, die 1941-1945 in unmittelbarer Nachbarschaft zum KZ Auschwitz mit Hilfe von Tausenden jüdischen Häftlingen ein großes Chemiewerk aufbaute. Er wird damit zum Mitorganisator des Systems der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen und damit der „Vernichtung durch Arbeit“ in diesem Lager. – EINTRITT FREI
Datum: 10. November 2022 | 19.00 - 20.30 UhrDas Buchprojekt, welches der Historiker Professor Dr. Winfried Schulze vorstellt, erzählt die gut dokumentierte Geschichte eines deutschen Juristen im 20. Jahrhundert. Der Gegner des Nationalsozialismus wird leitender Mitarbeiter im Personalbereich der IG Farben, die 1941-1945 in unmittelbarer Nachbarschaft zum KZ Auschwitz mit Hilfe von Tausenden jüdischen Häftlingen ein großes Chemiewerk aufbaute. Er wird damit zum Mitorganisator des Systems der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen und damit der „Vernichtung durch Arbeit“ in diesem Lager.
Zugleich wird er zum Beschützer einer großen Gruppe französischer Zwangsarbeiter, deren Aktivitäten für die Résistance er unterstützt und die er im Januar 1945 auf dem gefährlichen Weg nach Westen begleitet. Das trägt ihm den Titel des „anti-nazi-assesseur Schneider“ ein, die französische Regierung lobt seine „bienveillance“ gegenüber den Zwangsarbeitern. Mit den jungen Franzosen schließt er eine lebenslange Freundschaft, die unter anderem zu einer deutsch-französischen Städtepartnerschaft führt. Nach seiner Zeugenaussage im Nürnberger Prozess gegen die IG Farben und einem langwierigen Entnazifizierungsverfahren sowie einem Strafprozess wird er 1949 Oberstadtdirektor von Goslar, Verfasser politisch-philosophischer Texte und Briefpartner und Freund von Ernst Jünger.
Dr. Irmtrud Wojak, (Historikerin, Bochum)ist Initiatorin der BUXUS STIFTUNG, die derzeit das Fritz Bauer Forums in Bochum aufbaut. I. Wojak war stv. Leiterin des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt, Bereichsleiterin der Historischen Abteilung des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen und Gründungsdirektorin des NS-Dokumentationszentrums in München.Als Frieda L. Miller Fellow am Radcliffe Institute for Advanced Study der Harvard Universität untersuchte sie die Widerstandsfähigkeit von Menschen, die selbst unter extremen Bedingungen einen auf Rechtsnormen begründeten Standpunkt bewahren.
Header-Photo des KZ Auschwitz: Erica Magugliani (unsplash), Beitragsbilder: Winfried Schulze