Im Dezember 1963 begann in Frankfurt am Main der erste Auschwitz-Prozess. Die insgesamt sechs Prozesse gegen Mitglieder der SS-Wachmannschaft des Vernichtungslagers Auschwitz spielten eine zentrale Rolle bei der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und stellten einen ersten Wendepunkt beim Umgang mit den NS-Verbrechen dar. Treibende Kraft hinter den Prozessen war der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, den Robert M. W. Kempner, Chefankläger der Nürnberger Prozesse, als den „größten Botschafter, den die BRD hatte“, bezeichnete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Fritz Bauer nicht nur für Menschlichkeit und Gerechtigkeit ein, er verweigerte sich auch dem Trend in der Nachkriegsjustiz, vor den Gräueltaten der Nazis die Augen zu verschließen und nichts gewusst zu haben. Aufgrund seiner Minderheitsposition in der Justiz und weil er der deutschen Gesellschaft den Spiegel vorhielt, blieb der standhafte Demokrat vor Anfeindungen und Morddrohungen vor allem seit dem Auschwitz-Prozess nicht verschont. Als Sozialdemokrat glaubte Bauer dennoch an den Fortschritt, als Jurist und Strafrechtsreformer trat für ihn an die Stelle der Staatsräson um jeden Preis der Schutz der Würde des Menschen, gerade auch gegen staatliche Gewalt – ein großer Schritt auf dem Weg zur demokratischen Neuordnung und Humanität der Rechtsordnung.
Am 13. Mai stellt Irmtrud Wojak in ihrem Vortrag „Fritz Bauer – Sozialdemokrat, Jurist aus Freiheitssinn und Anwalt der Überlebenden“ nicht nur das Wirken von Fritz Bauer, sondern auch das nach ihm benannte Forum für Menschenrechte, das aktuell in Bochum entsteht.
Noch bis zum 13. Mai sind Gemälde von Reinhold Spratte im Wahlkreisbüro von Axel Echeverria zu sehen. Dieser arbeitet mit dem Fritz Bauer Forum zusammen. Für die Buchreihe Fritz Bauer Bibliothek (in der BUXUS EDITION) entwirft Spratte die Cover, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind.
Irmtrud Wojak ist Geschäftsführerin der BUXUS STIFTUNG gGmbH und Gründerin des Fritz Bauer Forum in Bochum. Sie ist habilitierte Historikerin (Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, Hannover), Autorin und Kuratorin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die juristische Zeitgeschichte, Exil und politische Erinnerungskulturen. Als Frieda L. Miller Fellow am Radcliffe Institute for Advanced Study der Harvard University untersuchte sie die Widerstandsfähigkeit von Individuen die selbst unter Risiken und in extremen Situationen einen auf den Menschenrechten und Mitmenschlichkeit basierenden Standpunkt bewahren. 2014 begann sie mit dem Forschungsprojekt der interaktiven Fritz Bauer Bibliothek. 2004 kuratierte Wojak die erste große Ausstellung über den Auschwitz-Prozess, 2009 veröffentlichte sie die maßgebliche Fritz Bauer Biografie.