Buchvorstellung und Gespräch mit Dr. Achim Doerfer und PD Dr. Irmtrud Wojak
In Kooperation mit dem Bochumer Bündnis gegen Rechts
Jüdische Rache und jüdischer Widerstand – ein verdrängtes Kapitel deutscher Erinnerungskultur. Als Nachkomme von Holocaust-Überlebenden macht sich Achim Doerfer auf die Suche nach einem Gefühl, das nach dem Ende des Nationalsozialismus und dessen gigantischen Verbrechen nicht nur in seiner Familie seltsam blass blieb: der Wunsch nach Vergeltung, nach Rache.
Ort: Q1-Eins im Quartier | Halbachstr. 1 | 44793 BochumNicht ohne Grund war der Jubel bei der Tel-Aviv-Premiere von Quentin Tarantinos Film „Inglourious Basterds“ groß: endlich eine künstlerische Fantasie, die Jüdinnen und Juden als machtvoll darstellte. Aber es gab Widerstand und Racheakte auch in der Realität: in den Gettos Osteuropas, bei den jüdischen Partisanengruppen, bei der jüdischen Brigade der britischen Armee.
Auch wenn es angesichts des gigantischen Massenmords der Nazis viel mehr hätten sein müssen: Achim Doerfer geht diesen Widerstands- und Rachegeschichten nach, um einer Erinnerungs- und Gedenkkultur, die den Opferstatus von Jüdinnen und Juden in unser aller Köpfe zementiert, etwas entgegenzusetzen. Zumal das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 nicht minder gigantisch war: Akribisch listet Doerfer auf, wie die Täter systematisch geschont wurden, Millionen von Opfern keinerlei Gerechtigkeit zuteilwurde – und damit letztlich auch keine gesellschaftliche Perspektive im Nachkriegsdeutschland, weder in der BRD noch in der DDR. Dass mit der massenhaften Wiedereingliederung der Täter auch die von der Mehrheitsgesellschaft viel beschworene und bejubelte Versöhnung zwischen Deutschen und Juden bis heute ein unwürdiges Gedenktheater blieb, ist die bittere Erkenntnis dieses brillanten, wütenden und nachdenklich stimmenden Buches.
Achim Doerfer, 1965 in Göttingen geboren, hat Jura und Philosophie studiert und arbeitet als Anwalt. Seine Großmutter und Mutter gehören zu den wenigen, die den Holocaust in Deutschland überlebten und nach 1945 in Deutschland blieben. Sein Bruder ist 1999 nach Israel ausgewandert und dort mittlerweile Rabbiner.
Veranstaltung in Kooperation mit:
In unserer Veranstaltungsreihe begrüßen wir Anwält*innen aus ganz Deutschland, um über die vielfältigen Herausforderungen an Demokratie und Menschenrechte in unserer Gesellschaft zu sprechen. Kommen Sie und diskutieren Sie mit uns und unseren Gästen!
RA Dr. Achim Doerfer (Göttingen)
„Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“. Die Rache der Juden, das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 und das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung
RA Dr. Florian Fischer (Düsseldorf)
Die Europäische Menschenrechtskonvention zwischen Ökonomie und Politik
RA Peter Fahlbusch (Hannover)
Asylrecht und Abschiebehaft. Zur notwendigen Verteidigung des verfassungsrechtlich garantierten Rechts auf Asyl
RA Gabriele Heinecke (Hamburg)
Oury Jalloh – Mord in Zelle Nr. 5. Rassismus in der Polizei und die Rolle der Justiz
RA Thomas Galli (Augsburg)
Schuld – Strafe – Recht: Plädoyer zur Abschaffung der Gefängnisse. Anlässlich der Podcast-Vereöffentlichung „Schuld – Strafe – Recht?“ von Thomas Galli auf der Webseite des Fritz Bauer Forums
RA Seda Başay-Yıldız (Frankfurt am Main)
Gegen den staatlichen Rassismus – NSU 2.0 und die Gefährdung des Rechtsstaats
RA Dr. Rolf Gössner (Bremen)
Gefahren für Demokratie und Menschenrechte – Ein Blick zurück bis in die Gegenwart. Anlässlich der Übergabe der Bibliothek von Rolf Gössner an die Bibliothek des Fritz Bauer Forums
Ort: Januar – Mai: Q1-Eins im Quartier, Halbachstr. 1, 44793 Bochum; Juni – Juli: Fritz Bauer Bibliothek, Feldmark 107, 44803 Bochum
Zeit: 18.00 – 19.30 Uhr
Kontakt: Magdalena Köhler MA, Fritz Bauer Forum (Interaktive Fritz Bauer Bibliothek und Veranstaltungen), magdalena.koehler@buxus-stiftung.de