Der Jurist Fritz Bauer brachte Auschwitz, die Verbrechen der Wehrmacht, der NS-Justiz und NS-Medizin vor Gericht. Deshalb verfolgten ihn Anfeindungen und Morddrohungen bis zum Tod. Bauer, der die KZ-Haft überlebte, war die Stimme der Überlebenden nach dem Holocaust.
ISBN: 978-3981761443„Widerstand ist die Weigerung, einem ungerechten Befehl oder Gesetz zu folgen, ist die Hilfe, die den Opfern eines bösen Staats geleistet wird.“ Der Jurist Fritz Bauer wusste wovon er sprach. Selbst ein Widerstandskämpfer und Exilant, brachte er als Verfolgter des NS-Regimes Auschwitz, die Verbrechen der Wehrmacht, NS-Justiz und NS-Medizin vor Gericht. Anfeindungen und Morddrohungen verfolgten ihn deshalb bis zum Tod. Konsequent sprach Bauer von den Millionen Nazi-Tätern, wandte sich gegen die verharmlosende juristische Konstruktion der Gehilfenschaft. Entnazifizierung und Demokratisierung waren nach zwölf Jahren Nazi-Herrschaft Bauers Hauptanliegen.
Wäre nicht jedermann berechtigt, ja verpflichtet gewesen, den Verfolgten zu helfen? Nach soviel Gewalt und Unmenschlichkeit wollte Bauer den Menschenrechten die gebührende Akzeptanz verschaffen. Aus Toleranz sollte Anerkennung des Anderen werden. Er stand auf der Seite der Schwächsten in der Gesellschaft, kämpfte für die Rechte der Gefangenen ebenso wie für die von Verfolgten. Die Strafrechtsreform und ein humaner Strafvollzug waren für ihn Hauptanliegen, Resozialisierung sein Ziel.
Fritz Bauer wollte ein neues Recht schaffen. Die Deutschen bräuchten eine Lektion im geltenden Völkerrecht, sagte er. Aktionen des Widerstands verbinde Liebe zur Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit, Ziel sei ein menschenwürdiges Dasein für alle. „Wir sollen unseres Bruders Hüter sein“, erklärte Bauer. „Das scheint mir die Aufgabe eines demokratischen und sozialen und menschenwürdigen Rechts. Das wäre die Menschenliebe, von der die Religionen sprechen.“
Irmtrud Wojak ist Geschäftsführerin der BUXUS STIFTUNG gGmbH und Gründerin des Fritz Bauer Forum in Bochum. Sie ist Historikerin, Autorin und Kuratorin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die juristische Zeitgeschichte, Exil und politische „Erinnerungskulturen“ sowie eine Historiographie, die den Widerstand als Kampf für des Menschen Rechte versteht und erforscht. Als Frieda L. Miller Fellow am Radcliffe Institute for Advanced Study (Harvard University) untersuchte sie die Widerstandsfähigkeit von Individuen die, entgegen vorherrschender Voreingenommenheit und politischer Diskriminierung, einen auf Rechtsnormen und Mitmenschlichkeit basierenden Standpunkt bewahren. 2014 begann sie mit dem Forschungs- und Bildungsprojekt der interaktiven Fritz Bauer Bibliothek. 2004 kuratierte I. Wojak die erste große Ausstellung über den Auschwitz-Prozess, 2009 veröffentlichte sie die maßgebliche Fritz Bauer Biografie. Im Jahr 2008 absolvierte sie ihre Habilitation und erhielt ihre venia legendi an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Bis 2005 war sie stellvertretende Direktorin am Fritz Bauer Institut in Frankfurt. Sie war Leiterin der Historischen Abteilung des Internationalen Suchdienstes (Bad Arolsen) 2007/08 und Gründungsdirektorin des „NS-Dokumentationszentrums“ München 2009-2011. Irmtrud Wojak ist Lehrbeauftragte an der Universität der Bundeswehr München.
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